Alkohol ist auch keine Lösung
- Sonja Wüthrich
- 8. Sept. 2017
- 2 Min. Lesezeit

Franco hatte also seinen Plan tatsächlich wahrgemacht und seinen Bruder zu einer Sauftour überredet. Alessandros Bar war genau das richtige für solch ein Unterfangen, denn Alessandro soff jeden unter den Tisch und da Luca sich ja eigentlich zurückhalten sollte wegen seines Magengeschwürs, übernahm Alessandro bereitwillig seinen Part was die Sauferei betraf. Die beiden soffen sich tatsächlich quer durch Alessandros Getränke Karte. Wenn das mal gut ging, dachte Luca, der vor seinem Bier saß und die beiden beobachtete. Franco war wirklich eigenartig drauf heute. Es war als hätte eine Art Rollentausch stattgefunden. Sonst war er eher der Moralapostel, der andere über ihren ungesunden Lebenswandel aufklärte, was einerseits mit seiner Berufswahl zu tun hatte, aber andererseits auch seinem bestimmenden Wesen entsprach. Luca grinste vor sich hin während er die beiden Freunde betrachtete. Wer hätte gedacht, dass er Luca Rossi, der in der Vergangenheit keine Party ausließ einmal völlig nüchtern in einer Bar seine besoffenen Freunde beobachten würde. Was ein kleines Magengeschwür so alles ausmachen konnte. Kopfschüttelnd sah er seinen Bruder, der gleichzeitig auch sein bester Freund war an, Er war der Inbegriff des sogenannten Machos, benahm sich manchmal tatsächlich wie ein ungehobelter Pirat und vermittelte manch Einem den Eindruck, dass er die guten alten Zeiten vermisste, als die Männer noch wirkliche Männer waren und einsam auf ihrem Pferd durch die Prärie galoppierten, oder mit der Jolly Rogers über die Meere segelten. Franco war vorsichtig ausgedrückt, ziemlich bindungsscheu und war mehr oder weniger mit seinem Beruf verheiratet. Wenn er es sich genau überlegte, war noch niemals eine Frau für länger als eine Nacht in seinem Leben aufgetaucht, jedenfalls so viel er wusste, hatte er bisher noch niemals eine Freundin gehabt, wenn man von gelegentlichen Kurzaffären absah. Tja wahrscheinlich lag tatsächlich ein Fluch auf ihnen, denn Franco wurde dieses Jahr Dreißig und Vater lechzte nahezu nach Schwiegertöchtern und natürlich dazu gehörigen Enkeln. Wahrscheinlich konnte er lange warten, so wie es aussah. Er grinste immer noch während Franco gerade mit dem Finger vor Alessandros Gesicht herumfuchtelte und ihn des langen und breiten über alle Krankheiten, die einem als Raucher wiederfahren konnten aufklärte, was Alessandro natürlich nicht hören wollte, denn er war, dass was man einen Kettenraucher nannte und sogar Luca, der ja selbst dem Glimmstängel verfallen war, hatte Alessandro selten ohne Zigarette im Mundwinkel gesehen, jedenfalls seit er 14 war. Tja Franco nahm selten ein Blatt vor den Mund, und mit seiner sogenannten Wahrheit, konnte er schon mal etwas belehrend und besserwisserisch rüberkommen, vor allem wenn er ein paar Gläser zu viel intus hatte. Doch wie es bei vielen Kerlen, die ein großartiges Macho Gehabe an den Tag legten so war, täuschte der Anschein ein absolut harter Macho Kerl zu sein, denn Franco war eigentlich ein überaus gutmütiger Kerl, der alles für seine Freunde tun würde. Er sah ihn an, wie er so da saß, mit seinem offenen, gut geschnittenen Gesicht, seinem Armani Anzug, die langen dunklen Haare dick mit Gel eingekleistert nach hinten gekämmt und nicht zu vergessen seinem drei Tage Bart, der auch keine Augenweide war. Genaugenommen sah er heute Abend eigentlich aus wie ein übernächtigter Vampir auf Blutentzug... [if !supportLineBreakNewLine] [endif]
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