Des Rätsels Lösung
- Sonja Wüthrich
- 23. Juni 2017
- 2 Min. Lesezeit

Leyla ging total genervt neben Brooklyn den Schulkorridor entlang. „Was ist bloß los in letzter Zeit? Das war jetzt schon der dritte Kerl diese Woche, der mit mir zum Sommerfestival gehen will dieses Jahr. Zuerst Ryan, dann Freddy und jetzt auch noch der schleimige Ron aus unserer Klasse. Was für ein Glück, dass ich dir mit dem Auszählen der Stimmen und am Getränkestand helfen darf, obwohl ich nicht mal bei den Cheerleadern dabei bin.“ Sie seufzte. „Was soll das, steht etwa –Sucht verzweifelt ein Date– auf meiner Stirne geschrieben?“ Brooklyn sah sie an und schmunzelte. „Also ich sehe nichts auf deiner Stirne, aber hast du letztlich mal in den Spiegel geschaut?“
Leyla fasste ihre langen dunklen Haare mit beiden Händen und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ihre Haare reichten inzwischen beinahe bis zum Po, wenn sie diese offen trug. „Was meinst du damit?“
„Ich meine damit, dass du verdammt gut aussiehst! Du hast die Kurven jetzt am richtigen Ort, deine Haut ist makellos, du hast schöne Augen, volle Lippen und wunderschöne Haare, also völlig klar, dass die Jungs auf dich abfahren. Du hast dich verändert, Schätzchen, falls du das noch nicht bemerkt hast, und du ziehst dich besser an, was sicher mein Verdienst ist.“ Leyla sah ihre Freundin für einen Moment sprachlos an. „Sag mal, hast du sie noch alle, ich sehe aus wie immer. Ich bin vielleicht nicht gerade hässlich, aber nicht mehr als guter Durchschnitt. Schau dich doch an der Schule um, es gibt zig gutaussehende Mädchen, bei den Kerlen hapert es eher etwas beim Aussehen und beim Benehmen. Also wenn der nächste picklige Kerl mich fragt, ob ich mit ihm zum Festival gehe, schreie ich, oder noch besser, ich hänge mir ein Schild um mit der Aufschrift: Ich liebe Gregory.“
Brooklyn grinste. „Davon würde ich dir abraten, denn Gabe könnte es in den falschen Hals kriegen und sich dadurch wieder animiert fühlen, dich anzumachen. Lässt er dich eigentlich zurzeit in Ruhe?“
Leyla rollte die Augen. „Das kann man so nicht sagen. Ich versuche einfach ihm aus dem Weg zu gehen, aber jedes Mal, wenn er mir trotzdem über den Weg läuft, starrt er mich auf eine ganz unangenehme Weise an. Na ja, wenigstens hat er mich nicht mehr direkt angesprochen seit dieser Entschuldigungs-Geschichte vor ein paar Tagen.“
Als wäre es sein Stichwort, kam ihnen Gabe mit ein paar Typen auf dem Korridor entgegen. Er nickte ihnen freundlich zu und zwinkerte Leyla zu, als er an ihnen vorbeiging. Sein Blick wanderte über ihr geblümtes luftiges Sommerkleid mit den Spaghettiträgern und sie bekam eine Gänsehaut, ja, sie fühlte sich nackt unter seinem Blick.
Sie presste ihre Bücher an die Brust und schenkte ihm ein unverbindliches Lächeln.
„Hast du das gesehen?“, zischte sie Brooklyn zu, „der Kerl hat mich wieder ausgezogen mit seinen Augen, ich fühle mich immer als wäre ich nackt.“
Nachdenklich sah Brooklyn den Jungs nach. „Ich weiß was du meinst, Leyla. Nimm dich in Acht vor ihm, so wie es aussieht, hat er wirklich ein Auge auf dich geworfen. Wahrscheinlich möchte er dich als eine ganz besondere Trophäe in seiner Sammlung, eine Trophäe, die früher seinem größten Feind gehörte.“
Comments