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Ein falsche Heiligenschein

  • Sonja Wüthrich
  • 12. Mai 2017
  • 3 Min. Lesezeit

Sie seufzte und schloss die Augen, die Sonne schien warm vom Himmel. Sie lehnte sich zurück und genoss die Wärme. Die Balken neben ihr ächzten, da sich jemand neben sie setzte. Sah so aus, als ob Brooklyn eingetroffen wäre. Leyla hielt die Augen weiterhin geschlossen und genoss die Wärme. „Na du, wie war das Training?“

„Danke der Nachfrage, ich habe drei Tore geschossen.“

Erschrocken öffnete Leyla die Augen und sah sich um. Sie sah geradewegs in die Augen, denen sie so verzweifelt aus dem Weg gehen wollte. Gabe sass neben ihr auf der Holzbank und grinste sie an. Oh nein, Scheisse, dachte sie, was war bloss los heute, der Typ war einfach überall.

„Was willst du von mir?“ Sie funkelte ihn böse an. Er hob entwaffnend die Hände und sie stellte fest, dass er das lächerliche T-Shirt von vorhin gegen ein unauffälligeres schwarzes Super-Dry T-Shirt getauscht hatte.

„Nichts, ganz ehrlich. Eigentlich will ich mich nur bei dir entschuldigen. Ich habe mich echt wie ein Arschloch verhalten letztes Jahr und meine Psychologin meint, dass ich mich bei allen, die ich durch mein Verhalten verletzt habe, entschuldigen soll.“

Leyla glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Das war wohl ein schlechter Witz.

„Verstehe, und mit mir willst du den Anfang machen oder was? Wenn ich dich und dein Gefolge so beobachte, sieht es für mich gar nicht danach aus, als hätte sich da etwas verändert! Zudem trägst du die Schuld an Gregorys Tod, das kann ich dir niemals verzeihen. Also geh jetzt und lass mich in Ruhe!“ Sie wollte aufstehen und gehen, aber er fasste ihre Hand und zog sie sanft wieder neben sich. Sie wusste nicht, was es war, aber sie schaffte es nur unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft, ihm ihre Hand zu entziehen. Was zum Teufel war nur mit ihr los? Das hier war Gabe, hallo, wach auf, Mädchen und renn davon, renn so schnell du kannst schreiend davon. Aber sie tat es nicht, nein, sie liess zu, dass er wieder nach ihrer Hand fasste, ihre vor Schreck eiskalte Hand in seine warme Hand nahm und hörte sich seine lahme Entschuldigung an. „Letztes Jahr war ich wie von Sinnen, ich war besessen, besessen davon, den Retter zu vernichten, aber seit ich diese Fähigkeiten nicht mehr habe, bin ich zur Besinnung gekommen und frage mich selbst, warum ich dermassen vor Hass zerfressen war. Eigentlich sollte ich Gregory dankbar sein, dass er den Fluch aufgelöst hat.“ Er nahm nun ihre beiden Hände in seine und sah sie beschwörend an. „Ich möchte, dass du mir glaubst, dass es mir leidtut, dass er tot ist, aber ich habe nicht auf ihn geschossen, bitte glaub mir. Ich war es nicht. Ich habe das schon damals nicht wirklich gewollt“, fügte er ziemlich kleinlaut hinzu, als sie ihn weiterhin durch halbgeschlossene Augen böse ansah. Langsam aber sicher fragte sich Leyla, ob es sich hier um einen Klon handelte. Der echte Gabe hätte sich nie dermassen devot verhalten.

Und dann setzte er allem noch einen drauf und sagte: „Weisst du, ich habe mich verändert, das musst du mir einfach glauben. Ich weiss, dass das, was ich getan habe, nicht rückgängig gemacht werden kann, aber ich will mich trotzdem bei dir entschuldigen. Ganz egal, was du von mir hältst. Ich fühle mich dann einfach erleichtert und wollte es nur mal gesagt haben.» Seine Augen bohrten sich erneut in ihre und sie erschaudere bis in ihr Innerstes, er wirkte so ehrlich und doch wusste sie ganz genau, was für ein guter Schauspieler Gabe war, wenn er etwas erreichen wollte. Er strich ihr sanft über die Wange, sah ihr nochmals tief in die Augen und stand auf.


 
 
 

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