Wie klaut man etwas aus einem Safe, ohne dabei erwischt zu werden?
- Sonja Wuthrich Author
- 3. Feb. 2017
- 4 Min. Lesezeit

Die Party war in vollem Gange und Gregory beobachtete gerade Travis, wie er über die Tanzfläche tänzelte. Seine Moves waren schlicht und ergreifend als peinlich zu bezeichnen und er sah angestrengt auf seinen Drink und musste sich konzentrieren um nicht in Gelächter auszubrechen. Rita heute ganz in schwarz gekleidet mit blutroten Lippen, sah aus wie eine zeitgemässe Vampirin auf einem Beutezug. Heather stand neben Gregory und sah ihn von der Seite prüfend an. „Du scheinst dich ja ziemlich über meine beiden Freunde zu amüsieren. Nicht gerade nett über andere zu lachen, muss ich sagen. Er drehte sich zu ihr um und zwinkerte ihr zu; “aber du musst zugeben, dass die Tanzmoves von Travis die Lachmuskeln ziemlich reizen, ich kann einfach nichts dagegen tun, meine Mundwinkel bewegen sich wie von selbst nach oben, wenn ich ihm so zusehe.“ Heather schmunzelte und sah eine Weile in Travis Richtung, er winkte ihnen ziemlich tuntenhaft zu und machte eine elegante Drehung dabei. Heather lachte auf und wandte sich Gregory zu; “du hast absolut recht, aber jetzt wollen wir nicht über Travis reden, reden wir mal über dich, oder noch besser über uns. Tanzt du mit mir, damit ich mir deine Moves ansehen kann?“ Gregory hatte schon seit dem ersten Augenblick bemerkt, dass Heather versuchen würde ihm näher zu kommen und er musste diese Absicht möglichst elegant im Keim ersticken. „Heather ich finde dich wahnsinnig nett und nicht zu vergessen extrem attraktiv,“ begann er und sah, dass ihr Gesicht sich zunehmend verfinsterte, denn sie erkannte einen Korb, wann immer sich einer anbahnte in so etwas hatte sie leider nur allzu viel Erfahrung. Die Kerle auf die sie stand, waren immer schon anderweitig vergeben und auch der mysteriöse gutaussehende Gregory schien dabei keine Ausnahme zu machen. Sie seufzte und nahm einen grossen Schluck von ihrem Drink, dann unterbrach sie ihn unwirsch; “lass mich raten, du findest mich zwar unglaublich toll, hast aber schon eine Freundin, die du über alles liebst und nie betrügen würdest, richtig soweit?“ Gregory sah sie überrascht an; “wie kommst du darauf? Bist du Hellseherin?“ Sie machte eine abfällige Handbewegung; “Nein, lass mal, es ist einfach immer dasselbe mit euch Typen, oder vielleicht habe ich einfach nur Pech und treffe immer dieselbe Art von Jungs.“ Er hob die Schultern; “tut mir leid Heather, aber es ist genauso wie du sagst und zudem habe ich noch ganz andere Probleme, die weitaus schwieriger zu lösen sind und die nichts mit meiner Freundin zu tun haben.“ Heathers Interesse war wieder entfacht, Mann oh Mann, dieser Kerl war ja tatsächlich ein wahres Mysterium und sie liebte undurchsichtige Geschichten. „Erzähl mal, ich mag spannende Geschichten.“ Er seufzte, „glaub mir, diese wirst du nicht mögen, denn um die Wahrheit zu sagen, erstens wirst du mir kein Wort glauben und zweitens wirst du mich für verrückt erklären.“ Heathers Interesse war nun endgültig geweckt; “Versuch es doch.“ Sie sah ihn gespannt an. Gregory überlegte, wieviel von seiner unglaublichen Geschichte er ihr erzählen sollte. Andererseits wenn sie schon nur einen Bruchteil davon glaubte, könnte sie ihm von grossem Nutzen sein. Schliesslich arbeite sie im Hotel und war vielleicht in der Lage ihm Zugang zum Safe zu verschaffen. Einen Versuch war es also mit Sicherheit wert. Er sah sie prüfend an und nickte nachdenklich; “Also gut, aber du musst mir versprechen, dass du nicht ausflippst, ok?“ Heather nickte eifrig, sie war inzwischen total neugierig auf seine Geschichte. Ihr Leben war so verdammt langweilig, ein wenig Aufregung konnte ihr sicherlich nicht schaden. Er gab ihr zu verstehen, dass sie hier raus mussten, da die Musik so laut war, dass man sich kaum vernünftig verständigen konnte, ganz zu schweigen vom Erzählen einer Geschichte, wie der seinen. Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her nach draussen. Travis und Rita warfen einander wissende Blicke zu, sie dachten wohl, dass die beiden sich irgendwo an ein lauschiges Plätzchen zurückzogen um in Ruhe rummachen zu können. Gregory fand einen geeigneten Ort um seine komplizierte Geschichte zum Besten zu geben, im Treppenhaus war weit und breit niemand zu sehen, nur der dumpfe Beat der Musik war zu hören. Gregory checkte den oberen Stock, es war niemand weit und breit zu sehen. Sie setzten sich auf die obersten Treppenstufen, der Treppe die ins obere Stockwerk führte und Gregory erzählte ihr seine ganze leidige Geschichte in Kurzfassung, er hatte das Gefühl, dass er ihr vertrauen konnte. Zwar wusste er nicht genau woher er dieses Gefühl hatte, aber meistens konnte er sich auf seien Instinkt verlassen. Er versuchte sich so kurz wie möglich zu halten und wirklich nur die wichtigsten Fakten zu erwähnen, da und dort liess er ein paar Details aus, da er diese nicht für relevant hielt. Während seiner Ausführungen kam Heather aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie traute ihren Ohren kaum und eine Zeitlang hatte sie das Gefühl, dass er sie verscheisserte, aber ein kurzer Blick in sein angespanntes Gesicht und der Ausdruck seiner unglaublich blauen Augen belehrten sie eines Besseren. Er meinte jedes Wort todernst so wie es aussah. Als er mit seiner Geschichte am Ende angelangt war sah er Heather fragend an. Sie sass bewegungslos auf der Treppe und starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Er seufzte entmutigt;
“das dachte ich mir, du hältst mich für verrückt und überlegst dir gerade wie du dich am schnellsten aus dem Staub machen könntest.“ Er machte Anstalten aufzustehen, aber Heather legte ihm die Hand auf die Schulter, er drehte sich überrascht zu ihr um, in ihren Augen war ein abenteuerlustiges Funkeln, das vorher nicht da gewesen war.
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